Die Startrampen 5P72W und die Lademaschinen 5Ju24M


Da jeder Schießkanal zu einer Feuereinheit entfaltet war, verfügte die FRAG in einem Abstand von ca. 900 Metern zu den Aufhellstationen über zwei Startbatterien.
Die Startrampen 5P72W (Gewicht in Gefechtslage ca. 13 t) dienten zur Start Vorbereitung, zum Richten und zum Start der Raketen. In der NVA standen die Startrampen in fest ausgebauten Stellungen und waren mittels Bolzen mit dem Betonfundament verbunden. Ein Aufstellen auf dem Erdboden war möglich, dann jedoch eine Verankerung mittels Erdsporn erforderlich. Die Rampe verfügte über einen elektrischen Seitenwinkelantrieb und einen hydraulischen Höhenwinkelrichtmechanismus. Sowohl der elektrische Seitenwinkelantrieb als auch der hydraulische Höhenwinkelrichtmechanismus der Startrampen wurden aus der Startleitkabine K-3 W ferngesteuert. Der Beladevorgang wurde ebenfalls aus der Startleitkabine K-3 W über ein Startleitsystem ferngesteuert oder örtlich mittels Steuerpult an den Lademaschinen ausgeführt. Das Startleitsystem steuerte das Einschalten der Stromversorgung, das automatische Beladen der Startrampen, die Kontrolle von Strom-, Sicherungs¬und Ausführungskreisen der FAR, die ,3-2" der FAR, die Überführung in ,3-1" sowie den Start. Bei Fernsteuerung arbeiteten die Antriebe der Lademaschinen nach einem festgelegten Programm, welches durch die Endausschalter der Lademaschine und der Startrampe gesteuert wurde.

 

 

 

Fotos Badingen 1992

Bedienpult des Startleitsystems in der K-3

   

Foto (Screenshoot aus Video) K3 Startleitsystem

 

Für jede Startrampe war eine Verbotszone in Richtung zur funktechnischen Stellung festgelegt. Mit dem Kommando „Vorbereiten" aus der Kabine K-3W wurde der Antriebsmotor des Folgesystems angelassen. Das Kommando „Start" gelangte zuerst zum Verbotszonengeber. Befand sich die Startrampe in der Verbotszone, bewirkte das Startkommando das Herausdrehen und die Abgabe des Signals „außerhalb der Verbotszone" an die Kabine K-3W. Danach wurden die Pyropatronen der Starttriebwerke der FAR gezündet. Nach Abgang der Rakete ging die Startrampe in die Ladestellung I oder II, abhängig davon, welche der beiden zugeordneten Lademaschinen beladen war. Befanden sich FAR auf beiden Lademaschinen, richtete sich die Startrampe stets auf die erste Lademaschine aus.

Eine Besonderheit des S-200 WÄ war die Möglichkeit der automatischen Beladung der Startrampen mit Hilfe der Lademaschinen 5Ju24M. Sie dienten zur Lagerung gefechtsbereiter FAR am Startplatz sowie zum Be- und Endladen der Startrampe. Zwei Lademaschinen gehörten zu jeder Startrampe. Sie waren in Hangars innerhalb des Verbotssektors und ca. 40 Meter von der Rampe entfernt verbunkert untergebracht. Die Lademaschinen fuhren auf Gleisen, auf die sie mit dem Kran K-162 aufgesetzt wurden. Zum Transport der Lademaschinen wurde der Sattelauflieger KrAZ-260W genutzt; die Be-und Entladung erfolgte dann mit dem Kran. Das Gewicht in Transportlage betrug etwa 40 t.

 

Foto Badingen 1992


Ein entsprechender Knopfdruck auf dem Startstellungspult des Startleitsystems in der K-3 bewirkte das Öffnen der Stahltüren des Lademaschinenbunkers. Nach Ertönen des Warnsignals fuhr eine der beiden Lademaschinen heraus und transportierte automatisch die FAR auf den Schienen zur ausgerichteten Startrampe. Dort wurde sie mit der Startrampe verriegelt und die Rakete mit Hilfe eines Schlittens auf die Rampe geschoben. Sodann wurde die Verriegelung aufgehoben, die Lademaschine zurückgefahren und das Bunkertor schloß sich wieder. Die Rakete konnte nunmehr in Vorbereitung geschaltet werden. Erfolgte kein Start, wurde die FAR automatisch nach ca. 15 Minuten aus der Vorbereitung genommen.
Die Anfangsbeladung der Lademaschine erfolgte entweder mit Hilfe eines Kranes K-162 oder - und das war der Regelfall - mit Hilfe des TLF Sattelauflieger KrAZ-260W über die Startrampe (Gesamtgewicht des TLF mit FAR: ca. 28 t). Dazu wurde mit Hilfe des TLF die Rakete auf die Startrampe geschoben und von dort auf die Lademaschinen „entladen". Umgekehrt diente die Startrampe auch zum teilautomatischen Entladen der Rampe.
Das Nachladen der Startrampe von der Lademaschine dauerte zwei Minuten, vom TLF sechs Minuten. Die Vorbereitungszeit der Rakete selbst war nach ca. einer Minute abgeschlossen.
In Abhängigkeit von der verfügbaren Ausrüstung und den Arbeitsbedingungen konnte das Beladen der Startrampe mit einer FAR auch unmittelbar vom Sattelauflieger KrAZ-260W und dessen Hebevorrichtung „4051 A" erfolgen.